Café d'Europe

20. April 2018


Als Referent zum Thema «Ob und wie die Schweiz von Präsident Macrons Euroturbo profitieren kann» hat die NEBS Zürich Prof. Dr. Gilbert Casasus vom Fachbereich Europastudien an der Uni Fribourg eingeladen. Nebenbei bemerkt, dass dieses Institut an der philosophischen Fakultät angeschlossen ist, zeigt einmal mehr die komische Beziehung der Schweiz zu Europa auf. Casasus stellt sich vor, trotz eigenem Blog auf letemps.ch gilt er bei den Medienschaffenden hierzulande als Pesona non grata. Vor Jahresfrist fieberten im deutschsprachigen Raum, nicht nur in der Schweiz, dem Wahlgang zwischen Marine Le Pen und Emanuel Macron entgegen. Der medialen Hysterie glaubend, stand damals Frankreich und damit ganze Abendland, vor dem Untergang. Casasus wies darauf hin, dass die Medien das französische Wahlsystem nicht verstanden hätten, dass es nicht auf ein entweder oder hinauslaufe, sondern es sich um die Frage handelte, wer anstelle von Le Pen. Der Front National war schon rein mathematisch im französischen Mehrheitswahlsystem chancenlos. Eine Botschaft, die nicht ins Medienbild passen wollte, weshalb er von den Medien ausgeladen und ignoriert wird. Normalerweise, so Casaus, würden die Leute im ersten Wahlgang ihren Favoriten wählen und im zweiten Wahlgang findet das gnadenlose politische ausstechen statt. Bemerkenswert am französischen Wahlgang im letzten Jahr war gewesen, dass das Stechen bereits im ersten Wahlgang stattgefunden hatte und Emanuel Macron als einziger neben Marine Le Pen übrig geblieben war.

Im weiteren Diskurs wies Casasus auf die Wichtigkeit der deutsch französischen Freundschaft hin, die diese Woche hin. Diese war und ist der treibende Motor in Europa. Sie hat immer gut funktioniert, wenn auf beiden Seiten frisch gewähle Kanzler bzw. Präsidenten waren: Giscard d›Estain und Helmut Schmidt, François Mitterand und Helmut Kohl, Bremser gab es bei zu grossem Amtsalterunterschied, so auch aktuell, Macron frisch im Amt, Merkel angezählt.

Leider ging Casasus kaum auf die ursprüngliche Fragestellung ein. Dennoch war es ein interessanter Abend.


 

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